24.01.2025

Ausgewogen, hochwertig, gesund? Leider nicht immer.

Ob Fertigfutter, selbst gekocht oder Rohfütterung: Jeder Tierfreund möchte seinem Tier nur das Beste bieten und wünscht sich lange Gesundheit. Heute möchte ich Ihnen einen kleinen Einblick geben zur Thematik „Ausgewogen ist gleich bedarfsdeckend?”

Leider erlebe ich in meiner Beratung häufig, dass Tierfreunde den vielfältigen Werbeslogans oder Deklarationen der Hersteller (Trockenfutter, Nassfutter, Fertig-Barf) komplett Glauben schenken oder annehmen, dass die selbst zusammengestellte Fütterung (Rohfütterung oder selbst gekocht) bedarfsdeckend ist.

Bei einigen Kunden ist das durchaus der Fall! Bei vielen aber leider auch nicht. 

Ist bedarfsgerecht/bedarfsdeckend das Gleiche wie ausgewogen? Nein - so gut wie immer leider nicht.

Denn häufig wird „ausgewogen“ oder „abwechslungsreich“ als Synonym für bedarfsdeckend verwendet. Doch alleine mit dem Wort „ausgewogen“ oder „abwechslungsreich“ ist ein Futter eben nicht bedarfsdeckend.Es kommt darauf an, was und wieviel gefüttert wird!

Das gilt auch für Fertigfutter mit den häufig vorzufindenden Worten „artgerecht“, „naturnah“, „Vollwertmenü“, „vollwertig“, „Menü“ „wie selbst gekocht“, „hochwertiges Futter“, Genießermenü“, „Komplettmenü“, „Premium-Qualität“, „Premiumfutter, „natürlicher Genuss“, „Biofutter“, „mit ganz viel Liebe“, „hochwertiges Futter“, „ohne synthetische Zusatzstoffe“, „ohne synthetische Vitamine“. Es gibt noch massenhaft Umschreibungen, die eine bedarfsgerechte Fütterung oder Qualität suggerieren.

Biofutter beispielsweise ist von den Futtermitteln her zwar oft hochwertiger. Aber das alleine bedeutet nicht, dass das Futtermittel auch bedarfsdeckend konzipiert wurde!

Ein Vollwertmenü oder ein Komplettmenü ist nicht automatisch bedarfsdeckend. Auch dann nicht automatisch, wenn dabeisteht, dass dieses Komplettmenü ein Alleinfuttermittel sein soll!

Leider ist es nämlich so, dass etliche Futtermittel, die als Alleinfuttermittel deklariert werden, nicht bedarfsgerecht sind. Das gilt für Biofutter als auch für konventionelles Futter.

Alleinfutter heißt, dass das Futter so hergestellt werden muss, dass es für die entsprechende Tierart (Hunde, Katzen, Schweine, Rinder etc.) alleine der Ernährung dieser Tiere dient und den gesamten Nährstoffbedarf deckt.

Leider kontrolliert das (so gut wie) keiner!

Ausgewogen kann bedarfsgerecht sein. Sehr häufig ist es das aber leider nicht.

Die nachfolgende Grafik zeigt ein Beispiel aus dem Fertigfutterbereich.

Grafik Futterdiagramm.jpg
Das Futter habe ich mit meinem Rationsberechnungsprogramm nachgebaut. Das funktioniert dann, wenn die Komponenten offen und einige Analysewerte deklariert wurden.

Das Futter wird als hochwertig, als Premiumnassfutter und als Menü für eine vollwertige Mahlzeit beworben.
Speziell wird auch darauf verwiesen, dass man bewusst auf künstliche Vitamine und Mineralstoffe verzichtet.

In diesem von mir gewählten Futter sind keinerlei ausreichende Calciumquellen vorhanden (das Calcium hier stammt rein von Gemüsesorten und minimal Joghurt), keinerlei Jodquellen, keinerlei Vitamin D-Quellen, keinerlei Omega 3 Fettsäuren. Die Versorgung mit ein paar anderen Nährstoffen ist ebenfalls unbefriedigend/suboptimal.

Hier geht es nicht „nur“ um ein paar wenige Prozentwerte, die für eine bedarfsgerechte Fütterung fehlen. Dieses Futter ist definitiv kein Alleinfuttermittel, obwohl es so beworben wird! Es fehlen Basiskomponenten!

Häufig wird eine ausgewogene Fütterung damit erklärt, dass es ausreicht, wenn unsere Fellnasen abwechslungsreich gefüttert werden oder dass ein bisschen Knorpel für die Calciumzuführung enthalten ist. Das reicht nicht!

Wenn ich im Fertigfutterbereich recherchiere, wird häufig (von diversen Herstellern) geäußert, dass es genügt, dass das Fertigfutter ausgewogen und damit bedarfsgerecht sein soll, wenn verschiedene Sorten des gleichen Futteranbieters verfüttert werden. Also mal Huhn, mal Rind, mal Pute.

Würde bei diesem obigen beispielhaften Hersteller lediglich eine andere Fleischquelle als Pute gewählt, würde sich in den relevanten Bereichen komplett nichts zum Positiven verändern! Dann bleibt dieses Futter unausgewogen und ist nicht bedarfsgerecht!

Immer wieder höre ich, dass kein Mensch sich nach Tabellen ernähren muss, weshalb man das bei Tieren auch nicht benötigt. Bis zu einem gewissen Grad stimme ich dem zu. Aber eben nicht gänzlich.

Wenn ein Hund oder eine Katze mit einem ganzen Beutetier ernährt wird und dieses würde auch gefressen werden, ist das absolut stimmig! 
Wenn ein Beutetier nachgebaut wird (im Rohfütterungsbereich oder auch, wenn ein Fertigfutterhersteller diese Zusammensetzung als „Vorbild“ für sein Futter macht und mit einzelnen Komponenten ergänzt), dann ist die Fütterung in der Regel ebenfalls auch gut.

Aber wenn gänzlich davon abgewichen wird, dann geht es gar nicht anders, ein Futter mit Nahrungsergänzungen zu komplettieren. Aber das geht durchaus auch mit natürlichen Bestandteilen.

Wenn jedoch bereits die Grundlagen der Futterzusammensetzung nicht kennengelernt wurden (wovon ich bei einigen Herstellern leider ausgehen muss) kann es für einen Hund oder eine Katze zu einer dauerhaft unausgewogenen Ernährung und dadurch auch zu Folgen kommen – je nachdem was im Napf fehlt.

Um ein Futter zu konzipieren und in den Umlauf zu bringen, braucht es keinerlei Ausbildung! Es können Listen von Futtermittelproduzenten angefordert werden, bei denen ein künftiger Futtermittelverkäufer sein Kreuzchen macht, was er in seinem Futter enthalten haben möchte und schon läuft die Produktproduktion an!

Die Ernährungsempfehlungen für Tiere (beispielsweise vom NRC) beruhen auf jahrelanger Erfahrung im Fütterungsbereich und führen bei gesunden und kranken Tieren zu guten Ergebnissen! Hier sind durchaus Spielräume vorhanden, aber eine gewisse Menge an Nährstoffen oder auch nur bestimmte Mengen von Nährstoffen sollten beachtet werden.

Bei bestimmten Krankheiten ist es unerlässlich eine für die Krankheit passende Ernährung zu wählen, weil der Krankheitsverlauf durch die Nahrung häufig sehr stark beeinflusst wird (positiv als auch negativ).

Sie selbst, als Freund Ihres Tieres, können durchaus einiges selbst erkennen (z.B. ob zumindest die Basics in einem Fertigfutter vorhanden sind) – auch ohne eine Ernährungsberaterausbildung gemacht zu haben.

Lassen Sie sich gerne diesbezüglich von mir beraten, damit Sie künftig selbst wissen, worauf Sie schauen sollten.

Admin - 15:23:47 @ Ernährung/Nahrungsergänzungen